Fachsitzung „Geographien post-säkularer Gesellschaften“
Deutscher Kongress für Geographie, Humboldt-Universität Berlin,
3. Oktober 2015, 9:00 – 11.30 Uhr
Leitung: Georg Glasze und Thomas Schmitt (Erlangen)

Die Fachsitzung diskutierte, inwieweit die Post-Säkularismus-Debatte für das Verständnis von Gegenwartsgesellschaften nützlich ist. Zudem lotete sie aus, inwiefern Arbeiten aus der Geo-graphie diese Debatte anregen können.

Folgende Vorträge wurden gehalten:

Sebastian Schlüter (Berlin): Die post-säkulare Stadt?

Der Beitrag fragte nach der sozialen und kulturellen Bedeutung wachsender christlicher Gemeinden in gentrifizierenden Nachbarschaften in London und Berlin.

Jan Winkler (Erlangen): Lokale Konfigurierungen von „Islam“ und „Muslimen“ – am Beispiel der Stadt Erlangen

Der Vortrag zeigte mit empirischen Beispielen aus der Stadt Erlangen, wie die sozialen Kategorien „Islam“ und „Muslime“ auf lokaler Ebene auf vielfältige Weise praktiziert und hergestellt, sichtbar und relevant werden.

Anschließend Podiumsdiskussion zum Thema mit Gerdien Jonker, Benedikt Korf und Edgar Wunder

Development and Transformation of the Religious Landscape in the new European Context
9th International Colloquium on the Changing Religious Landscape of Europe
Department of Geography, University of Zadar, Croatia, September 4-5, 2015

The following papers were read:

Reinhard Henkel (Heidelberg): Postsecularism in Eastern Europe? The concept of canonical territory and its implications (Keynote Lecture)

Laura Šakaja (Zagreb): Contesting Canonical Territory: the Case of Abkhazia

Damir Magaš (Zadar): The Zadar Archdiocese in the Context of the Territorial and Political Changes After World War I

Borna Fuerst-Bjeliš (Zagreb): Cartography in making: The geography of religion and borderlands identities

Elżbieta Bilska-Wodecka and Jarosław Działek (Cracow): Religion and social capital on the example of the Roman Catholic Church in Poland

Anastas Odermatt (Luzern): The Swiss Metadatabase of religious affiliation (SMRE) as a new means of international collaboration in empirical research on religion

Peter Jordan (Wien): An exception in the Balkans: Albania’s multiconfessional identity

Ewa Klima (Lodz): Polish National Identity and Religion. From Romantic Era to Contemporary Political Scene

Jurica Botić (Split): Structural and spatial position of Sufism within Islam in Bosnia and Herzegovina

Tomáš Havlíček (Praha): Post-secularism in Czechia: new sacral objects

Kamila Klingorová (Praha): Religious Landscape in the Secular City Prague

Ivan Madžar, Andrijana Ostojić Mihić and Danijela Madžar (Mostar): Changes in the physiognomy and area structure of Međugorje conditioned by the development of religious tourism

Željka Šiljković, Ivan Madžar and Jelena Putica (Mostar): The impact of religious objects on the development of tourism in Herzegovina

Zdenek Vojtisek (Praha): From Monks and Mystics to Stupas and Temples: The Changing Presence of Buddhism in Czech Society

Josip Faričić, Ante Šiljeg and Lena Mirošević (Zadar): Building the dynamic sacred space: Topography of the parish churches as the base of the sacred landscape in Zadar Archdiocese

Interdisziplinäre Tagung „Geographien post‐säkularer Gesellschaften“
Erlangen, 11./12. Juni 2015

Veranstalter: Zentralinstitut „Anthropologie der Religion(en)“ der Friedrich‐Alexander‐Universität Erlangen‐Nürnberg in Kooperation mit dem Institut für Geographie und dem Arbeitskreis Religionsgeographie in der Deutschen Gesellschaft für Geographie

Tagungsleitung: Jürgen van Oorschot (Theologische Fakultät FAU Erlangen-Nürnberg), Georg Glasze (Institut für Geographie FAU Erlangen-Nürnberg) und Thomas Schmitt (FAU Erlangen-Nürnberg/Uni Augsburg)

Unter dem Schlagwort des Post‐Säkularismus entwickelt sich in den Sozial‐ und Kulturwissenschaften seit wenigen Jahren eine neue Debatte um die Bedeutung von Religion in zeitgenössischen Gesellschaften. Ausgangspunkt ist dabei zumeist die Beobachtung, dass selbst in den Weltregionen, für welche die Sozialwissenschaften einen lang anhaltenden Prozess der institutionellen Trennung von Staat und Religion sowie eine Verdrängung religiös legitimierter Argumente aus öffentlichen Sphären und religiös orientierter Praktiken aus öffentlichen Räumen konstatiert haben, nicht von einem endgültigen Verschwinden von Religion gesprochen werden kann und teilweise sogar eine Bedeutungszunahme zu beobachten ist. Vielfach scheinen sich ein neues Nebeneinander und neue Verschränkungen zwischen Religiösem und Säkularem zu entwickeln.

Ziel der Tagung war es, die Debatte zum Post‐Säkularismus zusammenzuführen mit Ansätzen der Sozial‐ und Kulturgeographie, die untersuchen, welche Bedeutung die Herstellung bzw. Transformation spezifischer räumlicher Arrangements für gesellschaftliche Verhältnisse haben. Dabei ist zu prüfen, inwieweit die Debatte zum Post‐Säkularismus für die Beschreibung und Analyse von Gegenwartsgesellschaften nützlich ist und dabei insbesondere auch religionsgeographische Überlegungen befruchten kann. Gleichzeitig ist auszuloten, inwieweit neuere raumtheoretisch informierte konzeptionelle Ansätze und empirische Studien die Debatte zum Post‐Säkularismus anregen können.

Folgende Vorträge wurden gehalten:

Einführungsvortrag:

Justin Beaumont (University of Groningen): The postsecular city

Panel „Stadt und Religion“:

Sefanie Duttweiler (Universität Basel): Bereichernde Nachbarschaften?! Räume des Religiösen in nicht-religiösen räumlichen Kontexten

Sebastian Schlüter (Humboldt Universität zu Berlin & Kings College London): Post-säkulare Nachbarschaften: Gemeindewachstum und Zugehörigkeit in Nachbarschaften unter Gentrifizierungsdruck in London und Berlin

Jan Winkler (FAU Erlangen-Nürnberg): Lokale Konfigurierungen von ›Islam‹ und ›Muslimen‹ am Beispiel Erlangens

Raphael Schwegmann (Universität Eichstätt-Ingolstadt): Nächtliche Pilger-Stätten. Eine kulturelle Geographie der Ökonomie

Thomas P. Funk (HU Berlin): Postsäkulares placemaking im oberpfälzischen Konnersreuth zwischen Sakralisierung, Kulturerbe und kommunalem Eigensinn

Abendvortrag:

Christoph Bochinger (Universität Bayreuth): Religiös heterogene Gesellschaften. Die Debatte um Postsäkularismus aus religionswissenschaftlicher Perspektive

Panel „Politik und Religion“:

Reinhard Henkel (Universität Heidelberg): Eine andere Art von Post-Säkularismus? Das ›Kanonische Territorium‹ in den orthodoxen Kirchen Ost- und Südost-Europas

Jacob Tischer (FU Berlin): Tempel als politische Bühnen in Taiwan

Judith Miggelbrink & Frank Meyer (Leibniz-Institut für Länderkunde, Leipzig): Kirchliche Restrukturierung in ländlichen Räumen zwischen ›fresh expressions of Church‹ und ›Moloch Kirche‹

Panel „Moscheekonflikte“:

Minh Thoa Ha Phuoc (Universität Hamburg): Eine Kirche wird zur Moschee – Konflikte, Hürden, Potenziale einer Moscheegemeinde in der Stadtteilentwicklung

Hermann Köhler (Bauhaus-Universität Weimar): Die neue Sichtbarkeit des Islam in der Postsäkularen Stadt? Die Auswirkungen eines Sakralbaus und seiner Gemeinde auf In- und Exklusion am Beispiel einer als Neubau errichteten Moschee

Panel „Religion in der postsäkularen Gesellschaft“:

Simon Runkel (Universität Bonn): Christlicher Anarchismus und radikalorthodoxe Deutungen der postsäkularen Stadt

Johannes Mahne-Bieder (Universität Augsburg): Glaubensstile deutscher Christen in einer post-säkularen Gesellschaft

Klaus Geiselhart (FAU Erlangen-Nürnberg): Schamanismus – Spirituelle Mensch-Umwelt-Erfahrung als geographisches / sozialwissenschaftliches Forschungsinteresse

Abschlussvortrag:

Benedict Korf (Universität Zürich): Geographien post-säkularer Gesellschaften. Eine Tagungszusammenschau

Fachsitzungen 49 und 122: Warum und wie sollten sich Geographen mit Religion beschäftigen? Methodische Fragen zum Untersuchungsgegenstand Religion in der Geographie
Deutscher Geographentag Passau, 5. Oktober 2013, 8:30 – 16:30 Uhr
Leitung: Tomáš Havlíček (Prag) und Edgar Wunder (Heidelberg)

Folgende Vorträge wurden gehalten:

Sebastian Klüsener (Rostock): Säkularisierungsprozesse und derWandel des Geburten- und Heiratsverhaltens in Raum und Zeit: Demographische Zugänge zu einer religionsgeographischen Thematik

Ramona Bauer & Markus Speringer (Wien): Religiöse und ethnische Diversität in Wien

Frank Meyer & Judith Miggelbrink (Leipzig): Religiosität und territoriale Organisation im ländlichen Raum unter Schrumpfungsbedingungen

Petra Tiller (Köln): „Der Islam war doch immer da!“ – Über die Herausforderung, subjektive Islamentwürfe im postsozialistischen Tadschikistan zu untersuchen

Thomas Schmitt (Erlangen): Perspektiven geographischer Religionsforschung

Jan-Erik Steinkrüger (Bonn): Religion als Bedeutungssystem

Johannes Mahne-Bieder & Markus Hilpert (Augsburg): Regionale Verteilung von Wallfahrtsorten Choristische Prinzipien der räumlichen Sortierung christlicher Heiligtümer

Simon Runkel (Bonn): Zwischen Himmel und Erde: Räumliche Prozesse der Vergemeinschaftung in brüdergemeindlichen Gottesdiensten

The Changing Religious Space of Large Cities
8th International Colloquium on the Changing Religious Landscape of Europe
Krakow, Poland, September 6-7, 2013

For centuries, the populations of most large cities were not only diverse in terms of ethnicity or economics, but also in terms of religion. The city is a microcosm in which there is room for many religious groups and especially new ones. While academic interest in urban religious diversity has increased recently, the research literature still does not offer comparative works designed to define terms as well as show the scale of similarities and differences between the religious space of various cities. The few quantitative and qualitative papers on urban religious diversity that do exist do not make it possible to compare the religious profiles of large cities of more than 100,000 inhabitants. The purpose of the colloquium is to identify factors shaping religious space in the largest cities in the world during the 20th century and at the beginning of the 21st century.

The following papers were read:

Keynote lectures:

Reinhard Henkel (Heidelberg): The changing religious space in Western European cities

Antonius Liedhegener (Luzern): Religious affiliation in Europe – an empirical problem. The «Swiss Metadatabase of Religious Affiliation in Europe (SMRE)»

Hans Knippenberg (Amsterdam): Recent trends in religious adherence and practice among Dutch Muslims

Elżbieta Bilska-Wodecka (Krakow): Religious pluralism in Polish cities in the 20th century in a European context 

Lucyna Przybylska (Gdańsk): Determinants of the process of sacralization. Case study Gdynia

Martina Hupkova (Prague): The changing perception and function of cemeteries in the postmodern era

Tomáš Havlíček (Prague): Development and transformation of religious landscape in Prague in context of global and European shifts

Milan Spasojević, Milica Milojević (Niš/Serbia): Choosing a location of new churches in the cities of Serbia

Ewa Klima (Lodz): Spatial differentiation of religiosity in the city. The case of Catholic Lodz, Poland

Malgorzata Flaga (Lublin): Witnesses of the past? Tourist attractions? Or centers of religious life? – present functions of sacred places in Lviv

Emilia Moddelmog-Anweiler (Kraków): Legacy of religious identities in the urban space of Bielsko-Biala

Karolina Filipska (Kraków): Male orders in urban areas in the 20th century – the case of Krakow

Justyna Liro (Kraków): Female convents in the urban space in the 20th century – the case of Krakow

Most of the papers have been published in the journal Prace Geograficzne, vol 137, 2014, edited by the Institute of Geography and Spatial Management of the Jagiellonian University, Kraków, online: http://www.ejournals.eu/Prace-Geograficzne/Tom-2014/Numer-137

Religion, Space and Diversity – negotiating the religious in the public sphere
7th International Colloquium on the Changing Religious Landscape of Europe
Max-Planck-Institut (MPI) zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften
Göttingen, 1.-2. Juni 2012

Representation and Future Trends
6th Geography of Religion Colloquium on the Changing Religious Landscape of Europe
Universität Luzern, Switzerland, 16 – 18 June 2011

Fachsitzung Wandlungsprozesse der Religion in lokalen und globalen Kontexten
Deutscher Geographentag Wien, 23. September 2009, 8.30 – 11.30 Uhr
Leitung: Reinhard Henkel (Heidelberg) und Thomas Schmitt (Bonn)

Dem Faktor „Religion“ kommt bei der Analyse weltweiter sozialer und politischer Wandelsprozesse in den letzten Jahren eine immer größere Aufmerksamkeit zu. Gleichzeitig verändert sich auch die soziale Gestalt der Religionen in einer fundamentalen, für die Moderne spezifischen Weise. Regional scheint der religiöse Wandel dabei äußert unterschiedlichen Pfaden zu folgen: Während z.B. in Europa die „Säkularisierung“ nach wie vor fortschreitet, werden in den USA gigantische „Mega-Churches“ errichtet, in Lateinamerika ist eine zunehmende Protestantisierung ehemals katholisch dominierter Gesellschaften zu beobachten, und immer öfter sind weltweit die Brennpunkte sozialer oder politischer Konflikte auch mit dem Auftreten eines religiösen „Fundamentalismus“ assoziiert.

In dieser Fachsitzung wurde gefragt, wie sich diese bemerkenswerten Disparitäten religiösen Wandels verstehen und erklären lassen. Dies geschah sowohl auf einer theoretischen Ebene als auch durch exemplarische Fallstudien. Eine Schlüsselstellung kommt dabei der Frage zu, ob sich dieser räumlich äußerst disparate Wandel noch durch eine einzige, auf der globalen Maßstabsebene ansetzende Theorie fassen lässt, oder ob die zu beobachtende Fragmentierung gesellschaftlicher Entwicklung im Hinblick auf religiöse Systeme ihren Niederschlag auch in einer regional differenzierten Pluralisierung theoretischer Ansätze finden muss.

Folgende Referate wurden gehalten und diskutiert:

  1. Does religion unite? Intra-ethnic segregation of Muslims in London 2001.
    Ceri Peach (Oxford)

    Both the media and Muslim politicians tend to represent British Muslims as a homogeneous society in which religion over-rides all ethnic differences. Ethno-religious ward-level data for London from the 2001 census allow us to test the question of whether Islam binds together peoples of different ethnicity or whether ethnicity links South Asians despite religious differences. The paper demonstrates that there are significantly high levels of intra Muslim segregation.
  2. Säkularisierung als globaler Prozess
    Edgar Wunder (Heidelberg)

    Nicht Säkularisierung, sondern eine „Wiederkehr der Religion“, eine „post-säkulare Gesellschaft“ sei ein heute vorherrschender globaler Trend. Diese immer wieder kolportierte Behauptung hat die Form eines Mythos, einer Erzählung, die sich um eine sorgfältige Theoriediskussion ebenso wenig kümmert wie um saubere Empirie. Darin unterscheidet sie sich nicht vom vorausgehenden Mythos eines nahen Aussterbens der Religion aufgrund ihrer angeblichen Unvereinbarkeit mit der Moderne. Hinter dem Begriff „Säkularisierung“ verbirgt sich ein facettenreiches, komplexes Theoriegebäude, das anhand von Analysen europäischer Gegenwartsgesellschaften erst  in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts systematisch ausgearbeitet wurde. Nach wie vor lassen sich damit Transformationsprozesse der Religion in Europa sehr gut beschreiben, obgleich unterschiedliche „Säkularisierungspfade“ unterschieden werden müssen, die historisch bedingt sind. Die große Frage ist jedoch, ob bzw. in welchem Maße sich diese theoretischen Konstrukte auch auf außereuropäische Gesellschaften erfolgreich anwenden lassen. Kann der räumlich offenbar äußerst disparate Wandel von Religion noch durch eine einzige Theorie gefasst werden, die auf der globalen Maßstabsebene ansetzt?  Der Vortrag beantwortet diese Frage zumindest teilweise mit „Ja“ und nimmt dabei auf säkularisierungstheoretische Ansätze Bezug. Begründet wird dies durch die global wirksame Rolle des Kapitalismus, der von Europa ausgehend auch die Religion einem hegemonialen Regime unterworfen hat, das Rahmenbedingungen setzt, die nicht beliebig sind, aber verschiedene Entwicklungspfade zulässt.
  3. Der Tibet-Konflikt: Kampf um Autonomie für eine Kultur der Wehrlosigkeit?
    Paul Reuber (Münster)

    In Tibet wird der Kampf um die Autonomie der Region im öffentlichen Diskurs sehr stark mit dem Argument der kulturellen Eigenständigkeit der im tibetischen Buddhismus verwurzelten Bevölkerung geführt. Vor diesem Hintergrund ist der Bezug auf den Buddhismus hier nicht nur ein spirituelles Element der Lebensweise, sondern Symbol und Handlungsstrategie eines aktiven und konfliktreichen politischen Projektes. Dieses Anliegen, das auch aus der Sicht westlicher Werte wie Freiheit und Selbstbestimmung eine breite Zustimmung findet, steht in einem gewissen Widerspruch zu spirituellen Kernaussagen des Buddhismus, der sich in seinen meditativen Praktiken generell eher der Auflösung dualer Konzeptionen des Gesellschaftlichen und des Selbst widmet. In diesem Widerspruch liegt ein Spannungsfeld gebunden, das sich bis in die öffentlichen Auftritte des Dalai Lama durchpaust, die immer wieder den Spagat zwischen einer politischen Positionierung/Instrumentalisierung des Buddhismus und  dem Bemühen um spirituelle „Reinheit“ der Lehre aufscheinen lassen. Der Vortrag stellt dieses Spannungsfeld am Beispiel der Analyse ausgewählter Referenztexte dar und problematisiert im Fokus des Kampfes um mehr Autonomie für Tibet das in diesem Falle schwierige Verhältnis zwischen Religion, Politik und Raum.
  4. Zwischen Wodka und Koran: Re-Islamisierung im postsowjetischen Kirgistan oder Muslime nur auf dem Papier?
    Matthias Schmidt (Berlin)

    Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung Kirgistans bekennt sich zum Islam. Dies ist erstaunlich angesichts der späten und vermeintlich nur oberflächlichen Islamisierung des Landes sowie der atheistischen Sowjetpropaganda, denen die kirgisische Gesellschaft über sieben Jahrzehnte ausgesetzt war. Handelt es sich also nur um Muslime auf dem Papier oder führt die in der Verfassung garantierte Religionsfreiheit zu einer Renaissance islamischer Werte und Institutionen? Fest verankerte muslimische Traditionen bei Lebenszyklusfesten stehen offensichtlichem Nichtbefolgen islamischer Ge- und Verbote gegenüber. Islamistische Gruppierungen ringen mit Missionaren westlicher Erweckungskirchen und Anhängern naturreligiöser Glaubensvorstellungen um die Seelen der Kirgisen. Der Vortrag analysiert diese Widersprüche und zeigt potentielle Konfliktkonstellationen in dem multi-ethnischen Kirgistan auf.

Sitzung des Arbeitskreises Religionsgeographie
Aktuelle Forschungsarbeiten in der Religionsgeographie
Deutscher Geographentag Wien, 23. September 2009, 13.30 – 16.30
Leitung: Edgar Wunder (Heidelberg)

In dieser Arbeitskreissitzung wurden folgende Referate gehalten und diskutiert:

Hanna Laura Bauschke (Universität Heidelberg): Moscheebau-Konflikte in Köln

Peter Dirksmeier (Humboldt-Universität Berlin): Esoterik als urbanes Phänomen? Die Urbanisierung in Deutschland aus dem Blickwinkel esoterischer Religionspraktiken

Konrad Tyrakowski (Universität Eichstätt): Die Rolle der Franziskaner bei der Gestaltung der Kulturlandschaft des Hochlands von Puebla-Tlaxcala/Mexiko im 16. Jahrhundert

Anschließend fand eine Mitgliederversammlung des Arbeitskreises Religionsgeographie in der DGfG statt.

Fachsitzung Risiko Religion? Religiöser Extremismus und gesellschaftliche Rückkopplungen von der lokalen zur globalen Maßstabsebene
Deutscher Geographentag Bayreuth, 3. Oktober 2007, 8.30 – 11.30 Uhr
Leitung: Thomas Schmitt (Bonn) und Edgar Wunder (Heidelberg)

Spätestens seit den Anschlägen des 11. September wird Religion global als ein möglicher gesellschaftlicher Risikofaktor wahrgenommen. Entgegen der Rationalisierungsthese Max Webers wurde Religion in den letzten Jahrzehnten als vitale gesellschaftliche und politische Einflussgröße sichtbar und als solche von den Sozialwissenschaften wieder entdeckt. Religion erscheint unter anderem dann als (zumeist unberechenbares) Risiko, wenn sie – als normatives System – Gewalt legitimiert und – als soziales System – Gewalt produziert, wobei diese Gewalt über den destruktiven Akt hinaus einen symbolischen Mehrwert besitzen und ein Vielfaches an gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Folgewirkungen nach sich ziehen kann. Entlang ethnischer und religiöser Grenzziehungen können – wie etwa am Zerfall Jugoslawiens deutlich wurde – Kriege und Bürgerkriege aufbrechen; in afrikanischen und asiatischen Staaten nehmen Auseinandersetzungen um die religiöse Ausrichtung oder Legitimierung des Staates blutige Formen an, aber auch in den multiethnischen und multireligiösen Stadtteilen der Großstädte Mitteleuropas kann Religion als Mobilisierungs- und Distinktionsmerkmal in gesellschaftlichen Konflikten dienen. Religion kann aber bereits dann als Risikofaktor verstanden werden, wenn sie zur Letztbegründung einer Politik verwendet wird und diese sich damit jedem argumentierenden Diskurs entzieht. Die gesellschaftliche und teilweise auch sozialwissenschaftliche Wahrnehmung von Religion als Risiko widerspricht dabei in markanter Weise Binnensichten von Religion, die diese als Quellen des Friedens und der gerechten Ordnung beschreiben. Diese Wahrnehmungs-differenz ist selbst Thema sozialwissenschaftlicher Forschung; zugleich mahnt sie davor, Religion nicht alleinig auf ihr Konflikt- und Gewaltpotenzial zu reduzieren. Die gesellschaftlichen Rückkoppelungen von religiösem Extremismus sollen als Versuch eines state-of-the-art und einer Zwischenbilanz humangeographischer Forschungen in einem interdisziplinären Forschungsfeld behandelt werden. Gibt es dabei Spezifika humangeographischer Forschung im Vergleich zu benachbarten Disziplinen (insbesondere Religionssoziologie, Politikwissenschaften, soziologische Konfliktforschung)? Welche können die komparativen Vorteile humangeographischer Forschun-gen in einem interdisziplinären Forschungsfeld zum Zusammenhang von extremistischer Religion und gesellschaftlichen/politischen Rückkoppelungen darstellen?

Folgende Referate wurden gehalten und diskutiert:

  1. Religion und Gewalt – eine Analyse aus religionswissenschaftlicher Sicht.
    Christoph Bochinger (Bayreuth)

    Der Zusammenhang von Religion und Gewalt wird derzeit nicht nur in den Medien, sondern in einem breiten interdiziplinären Kontext diskutiert. Der Beitrag formulierte aus einer religionswissenschaftlichen Sicht Maßstäbe, die an eine solche Diskussion zu stellen sind. Am Beispiel des Islams wurde aufgezeigt, wie verschiedene religionswissenschaftliche Ansätze den Themenkomplex Religion und Gewalt behandeln.
  2. Islam, Politik und Gewalt: theoretische Reflexionen und Perspektiven humangeographischer Forschung.
    Frank Meyer (München)

    Die Wahrnehmung eines an sich kriegerischen, bedrohlichen und gewalttätigen Islam bildet nicht erst seit Huntington einen festen Bestandteil des öffentlichen Diskurses in der westlichen (bzw. christlichen) Welt, sondern – wie der Papst Benedikt XVI. in seiner Regensburger Vorlesung einer breiten Öffentlichkeit in Erinnerung gerufen hat – sie existiert bereits seit dem Mittelalter. Die zahlreichen religiös legitimierten Aktionen muslimischer Terroristen bestätigen die zum Teil prominenten Vertreter eines Urteils, wonach der unauflösliche Zusammenhang von Politik und Religion im Islam – fast zwingend – in Gewalt mündet. Aus dieser Betrachtungsweise mutiert der Islam zur Sicherheitsfrage, zum unkalkulierbaren Risiko, was allerdings ebenso einen vielfach wissenschaftlich fundierten Gegendiskurs entfacht hat. Angesichts diese Befundes wurde in dem Referat zunächst den Fragen nachgegangen,  ob ein struktureller Bezug zwischen Religion und Gewalt existiert und ob dem Islam in seiner theologischen Substanz Schuld an Gewalt zugewiesen werden kann. Eine Analyse des Gewaltbegriffes, die Berücksichtigung historischer Entwicklungen und theologische Verweise bilden einen Bestandteil der Präsentation. Von grundlegender Bedeutung ist dabei die Sichtweise des Referenten, wonach zwischen religiösen Texten und gelebter Religion bzw. handelnden und interpretierenden Menschen zu unterscheiden ist.

    Nach diesem Teil erfolgte die Hinwendung zu der Frage, ob die Humangeographie fachspezifische Beiträge zum Themenkreis Religion, Politik und Gewalt (oder Risiko und Konflikt) leisten kann. Als mögliche Beispiele wurden hier insbesondere Diskursanalysen (Dekonstruktion) hinsichtlich der Konstruktion von Weltbildern (einschließlich kartographischer Darstellungen; mapping) sowie räumliche Dimensionen bei der Konstruktion kollektiver Identitäten (die ja vielfach den Aspekt der Religion beinhaltet) angesprochen. Der Hinweis auf zentrale Ergebnisse und Erfahrungen aus eigenen empirischen Arbeiten schloss die Präsentation ab.
  3. Nationalismus, Religion und Identität im postkonfliktären Raum – das Beispiel Ex-Jugoslawien.
    Reinhard Henkel (Heidelberg)

    Wie in den meisten anderen Staaten Ost- und Südosteuropas, gelang es dem kommunistischen System im religiös sehr heterogenen Jugoslawien, den Einfluss der Religionen stark zurückzudrängen. Nach den Kriegen der neunziger Jahre in Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Kosovo, die zur Auflösung Jugoslawiens führten, gewannen die großen hier vertretenen Religionen und ihre Institutionen, die Serbisch-Orthodoxe Kirche, die Römisch-katholische Kirche sowie der Islam, wieder an Bedeutung. In den Kriegen selbst ließen sich die religiösen Institutionen und ihre Führer häufig für nationalistische Zwecke instrumentalisieren, und Kirchen und Moscheen als religiöse, aber gleichzeitig auch nationale Symbole waren wichtige Ziele der Zerstörung. Auf der individuellen Ebene kann man die Situation gut mit dem Begriff der „Konfrontationsidentität“ beschreiben: Das Bewusstsein der religiösen Wurzeln und Zugehörigkeit, eng verbunden mit den nationalen bzw. ethnischen, bekam in der Situation der Konfrontation mit dem Anderen eine große oder sogar die wichtigste Bedeutung für die Identität vieler Menschen. Allerdings äußerte sich die religiöse Wiederbelebung in Ex-Jugoslawien mehr in einem allgemeinen Zugehörigkeitsgefühl der Menschen zu ihrer jeweiligen Religion und in einem größeren Einfluss der religiösen Institutionen als in gestiegener aktiver Beteiligung am kirchlichen Leben.

    Im Beitrag wurden die Römisch-katholische Kirche in Kroatien und die Serbisch-Orthodoxe Kirche eingehender betrachtet. Sie verstanden (und verstehen) sich als „Hüter der Kultur“ ihrer jeweiligen Nationen (Ramet). Erstere stellt sich eigentlich dar als globale Kirche und nicht als eine Summe nationaler Kirchen; jedoch assoziiert sie sich in Konfliktsituationen häufig mit nationalen oder sogar nationalistischen Ideen. Letztere ist eng mit der Kultur, Geschichte und Politik des serbischen Volkes verbunden. Zunehmend bezieht sie sich auf das Prinzip des „kanonischen Territoriums“, um den Einfluss anderer christlicher Konfessionen abzuwehren.
  4. Religiöse Identität fordern anstatt religiöse Radikalität fördern – Pluralisierungstendenzen religiöser Gemeinschaften im Alpenrheintal.
    Ralph-Peter Klause (Vaduz)

    Religiöse Pluralisierungs- und Ausdifferenzierungsprozesse innerhalb unterschiedlicher Religionsgemeinschaften aufgrund anhaltender Migration, fortschreitender Emanzipation sowie nicht zuletzt wachsender ökonomischer Prosperität religiöser Gruppen in der Diaspora verstärken sowohl in den Städten, als auch im ländlichen Raum die religiöse und damit auch kulturelle Pluralität der Gesellschaft; Religionsgemeinschaften werden „sichtbar“.

    Die durch Migration und Integration entstehenden religiösen, sozialen und gesellschaftlichen Veränderungen verlangen eine transparente und auf Dauer angelegte Analyse und Situationsbeschreibung, daher werden Motive, Handlungsschwerpunkte und Zielsetzungen der an diesem Prozess beteiligten Akteure grenzüberschreitend untersucht.

    Die Situation in den europäischen Ländern ist dabei keineswegs einheitlich. Mit einem Schwerpunkt auf „neuen“ islamischen Gemeinschaften wurden Eigenschaften, Strömungen und Spannungen einer neuen „Multireligiosität“ in einer durch vier Länder (Liechtenstein / Österreich / Schweiz / Deutschland) geprägten Grenzregion religionsgeographischen identifiziert, strukturiert und schließlich vergleichend analysiert.

Sitzung des Arbeitskreises Religionsgeographie
Aktuelle Kontroversen und Streitfragen in der Religionsgeographie
Deutscher Geographentag Bayreuth, 4. Oktober 2007, 9.00 – 13.00 Uhr
Leitung: Edgar Wunder (Heidelberg)

Diese Arbeitskreissitzung führt Vertreter unterschiedlicher Richtungen in der Religionsgeographie zu einem genauso kontroversen wie konstruktiven Dialog zusammen. Umstritten ist beispielsweise die theoretische Orientierung der Religionsgeographie, die Bedeutung des Religionsbegriffs selbst, die Exklusivität eines „geographischen“ Zugangs zum sozialen Phänomen der Religion und damit die Abgrenzung zu anderen Zweigen der Religionsforschung, die Verpflichtung auf einen methodologischen Agnostizismus und damit das Verhältnis zur Theologie, ihre Anschlussfähigkeit an die aktuelle Theoriediskussion in der Sozial- und Kulturgeographie sowie auch die empirische Befundlage, ob in Europa eine „Rückkehr der Religion“ zu konstatieren sei, oder ob auch außerhalb Europas Säkularisierungsprozesse dominieren. Diese und andere Fragen diskutierten:

  • Andrea Gerhardt (Kassel)
  • Christoph Bochinger (Bayreuth)
  • Edgar Wunder (Heidelberg)
  • Florian Scherz (Erlangen)
  • Reinhard Henkel (Heidelberg)
  • Thomas Schmitt (Bonn)

Zunächst trugen alle Referenten ihre Position thesenartig in nur jeweils 10 Minuten umfassenden Plädoyers dar. Es folgte eine ausführliche Podiumsdiskussion zwischen den Referenten, an der sich auch das Publikum beteiligte. Den Abschluss bildete eine Mitgliederversammlung des Arbeitskreises Religionsgeographie.

Geographical dimensions of religious change
Session STS 21 at the 29th Conference of the International Society for the Sociology of Religion (ISSR)
on Secularity and Religious Vitality in Leipzig, July 24, 2007

Convenors and chairmen: Reinhard Henkel (University of Heidelberg/University of Zagreb,Croatia) and Tomáš Havlíček (Charles University Prague,Czechia)

Venue: Neues Geisteswissenschaftliches Zentrum („GWZ“) Leipzig, Beethovenstraße 15

The geography of religion has been regarded as a marginal field until recently. In the past years, this has changed. Two directions of research have become apparent. One of them mainly considers social geographical problems and methods while the other has been influenced by the new cultural geography approach. Both now work more frequently with theoretical approaches which are also used in the sociology of religion.  The geography of religion always has to point to the fact that all religious processes „take place“ in space and have a spatial dimension. The spatial turn in the social sciences emphasizes the necessity of this approach as well. Nine papers from geographers and other social scientists were presented.

  1. The place(s) of religions. Observations on new developments in the geography of religion
    HENKEL, Reinhard (Heidelberg/Zagreb)

    In many parts of the world, the significance of religion has increased during the last years and decades. In the sociology of religion, the secularization thesis was the dominant framework for the interpretation of developments in the realm of religion for a long time. Meanwhile, other explanation patterns have become more prominent, such as the individualization thesis and economic theories. The so-called “spatial turn” does not seem to have reached sociology of religion yet. In history of religion (religious studies), however, questions of spatiality and locality are being studied intensively.

    Geography of religion has been regarded a diverse and incoherent field until recently. In the past years this has changed. Two directions of research have become apparent. One of them mainly considers social geographical problems and methods while the other has been influenced by the new cultural geography approach. Both should more frequently work with the above mentioned theoretical approaches of sociology of religion. Geography of religion must not, however, lose track of its main goal: it always has to point to the fact that all religious processes take place in space and have a spatial dimension.
  2. Local culture and the maintenance and transmission of religious practice
    VOAS, David (University of Manchester) and Daniel V.A. OLSON (Indiana University South Bend)

    In many parts of the world, the significance of religion has increased during the last years and decades. In the sociology of religion, the secularization thesis was the dominant framework for the interpretation of developments in the realm of religion for a long time. Meanwhile, other explanation patterns have become more prominent, such as the individualization thesis and economic theories. The so-called “spatial turn” does not seem to have reached sociology of religion yet. In history of religion (religious studies), however, questions of spatiality and locality are being studied intensively.

    Geography of religion has been regarded a diverse and incoherent field until recently. In the past years this has changed. Two directions of research have become apparent. One of them mainly considers social geographical problems and methods while the other has been influenced by the new cultural geography approach. Both should more frequently work with the above mentioned theoretical approaches of sociology of religion. Geography of religion must not, however, lose track of its main goal: it always has to point to the fact that all religious processes take place in space and have a spatial dimension.
  3. Demography of religions – Methods for assessing membership data and growth or decline of religious groups
    WARBURG, Margit (University of Copenhagen)

    The quantitative assessment of the spread of a particular religion and the prospects of its growth or decline, is a cross-disciplinary field between demography and religious studies. Studies in the demography of religions are important in the sociology of religion; however, they are hampered by problems of access to relevant demographic data and unresolved issues of methodology. The initial methodological considerations concern the delimitation of the group, the definition of membership and the harvest of membership data  Further problems of methodology are addressed through a quantitative case study of the Baha’i-religion. The Baha’i religion shows the typical pattern of a rapid growth with the enrolment of the first generation of believers, followed by a decline in growth in the next generation. Access to detailed demographic data of the Baha’is through decades has provided the basis for testing and further developing existing models of demography. Projections of the demographic development of the Danish Baha’i community show that overall growth is likely, but also that the ethnic profile of the community invariably will change.
  4. Regional differentiation of development changes in the religious landscape of Czechia
    HAVLÍČEK, Tomáš (Charles University Prague)

    The contribution is concerned with an analysis of the main trends and processes in the religious landscape of Czechia during the time of transformation. The post-1989 period has witnessed i.a. a more distinct diversification of the religious landscape, which has occurred in particular thanks to an increase in the number of new religious orientations and movements. How has the development affected the territorial distribution of those communities? How has the development affected the regional differentiation of sacral objects in Czechia? The contribution attempts to monitor certain key factors of the transformations of sacral objects and to identify, on the basis of selected localities, the crucial consequences of those changes. The results of field and questionnaire surveys among members of the religious community in selected model territories of Czechia imply that religious symbols have been restored gradually (in particular chapels, wayside shrines and crosses) and sacred objects have been undergoing important transformations. The restoration is not primarily based on religious grounds but rather on historical (subsidies from German and Austrian people of Sudeten origin) or cultural (subsidies from the state for the restoration of monuments) grounds. Sacralisation is apparent also in the construction of new religious objects or in the transformation of existing secular structures into religious objects. This trend can be observed mainly in Protestant denominations, which have been increasing in number. On the other hand, the Roman-Catholic Church has been selling or leasing its unused religious property, in particular in border regions or in the so-called inner periphery territories.
  5. Greek  Orthodoxy, Territoriality and Globality: Religious Responses and Institutional
    ROUDOMETOF, Victor (University of Cyprus)

    This paper offers an interpretation of Greek-Orthodox responses to globality. During globalization’s modern period, relativization and de-territorialization led to a modern synthesis between Orthodoxy and nationality. During globalization’s contemporary period (1840s-1945), the Ecumenical Patriarchate has adopted a relatively open perspective toward globalization, which offers an opportunity to empower the Patriarchate’s status as a supra-territorial institution. In contrast, many national churches–like the Church of Greece–cling to a defense of the modern synthesis and view contemporary globalization as a threat to their vision of re-territorialized religiosity. These institutional perspectives are closely aligned to theological responses to contemporary globality, which are also polarized between Orthodox globalists and defenders of the modern synthesis. The 2003/04 dispute between the Ecumenical Patriarchate and the Church of Greece over the issue of ecclesiastical governance exemplifies these contrasting perspectives. The dispute was fueled in large part by the endorsement of opposite religious responses toward globality by the two institutions: The Patriarchate adopted an institutional perspective favoring de-territorialization and the Church of Greece adopted an institutional perspective favoring re-territorialization.
  6. The religious sites of Cyprus –  indicators of co-presence and symbols of lost territory
    DIETZEL, Irene (University of Erfurt)

    Religious sites, such as churches, mosques, graveyards, and monasteries fulfil multiple functions within both cultural and built environments. They are places of worship, provide spatial centres for a community of co-religionists, form places of pilgrimage and sometimes stand as durable, monumental records of a particular culture’s presence. Within the multi-religious environment of Cyprus, the religious sites are spatial indicators of a long-standing co-presence of Muslim and Christian communities. Subsequent to the island’s division into two nationally homogenous territories, the dislocation of great parts of the rural population has not only proven disruptive to local religious practice, but it has also redefined the significance of the religious sites on both sides of the border. The churches and monasteries in the occupied area have since become focal points in the territorial disputes between the Turkish and Greek sides. This paper examines these shifts in significance, while arguing for a reassessment of the importance of Religious Place to the national identities present in modern day Cyprus.
  7. Crossroads of religion: Shrines, mobility and urban space in Goa
    HENN, Alexander (Arizona State University)

    Wayside shrines — representing Hindu, Catholic and Muslim traditions respectively— show an astonishing dynamic in the cities of Goa / India: they not only persist in a milieu of drastic socio-cultural and infrastructural change, but some of then even flourish enormously exceeding temples, churches and mosques in popularity. I will argue in this presentation that this dynamic is owed to the fact that the shrines respond to and enact three forms of mobility particular to urban environments: a) cultural mobility, that is the conciliation of religious difference in a hybrid cultural milieu, b) social mobility, that is the negotiation of shifting social and economic conditions, and c) physical mobility, that is the ‘control’ of hazards in a steadily increasing traffic movement.
  8. Landscape of religious Action-Orientation: The American City under Examination
    HARDINGHAUS, Matthias (Anglia Ruskin University Cambridge)

    The contribution refers to a research project which negotiates the thesis of the ongoing impact of Protestant Calvinist imagery on urban landscape in modern USA. It was inspired by Max Weber’s “Protestant Ethic” and his examination of the influence of Protestantism on the development of modern society. Weber does not establish a conceptionally founded relationship to spatial-material development; here a social-geographical framework is applied to enable the interrelationships to be understood between religious motives, which, as cultural imagery and components of the frame of reference of action orientation, influenced the development of a specific American settlement culture, and the topological development. Cultural guiding images like the Garden of Eden, the Moral Wilderness and the Frontier built by in a tradition of Protestant, Calvinist Puritanism are linked with a specifically Christian corpus of broadly biblical ideas. They are integral parts of the American Way of Life and were not only of great importance for the European settlers in their sen-sual appropriation of the new continent, but also had a lasting impact on modern urban development, in particular, in the USA.
  9. Urban religion in shaping space
    WEDAM, Elfriede (Loyola University Chicago) and Lowell W. LIVEZEY (New York Theological Seminary)

    All groups, including religious congregations, compete for space in the urban environment and in the process build local and metropolitan relationships in diverse ways, depending on the resources available to them.  But it’s not just economic competition that congregations engage in, which is a reflection of exchange value, but congregations also have much at stake in the use value of their locations.  They are concerned with the building or rebuilding of community in a new way among their members and with those outside.  In Logan and Molotch’s (1987) words, we address the political and cultural factors, and “emotional and social resources” that individuals and groups use to build their “schemes around the opportunities that certain places afford them.”  We present three cases that use space at three different scales: the local neighborhood, a broader corridor often facilitated by transportation links, and a metropolitan wide reach that crosses city and suburban borders.  Thus, we anticipate the argument in our book under contract that competition for space involves the use of cultural and religious resources to gain access to political decision makers; attract and mobilize members; facilitate economic mobility; and redraw group boundaries, each outcome facilitated differently by the limits and opportunities of space.

Symposium Radikalisierte Religion: Risiken und Raumkonflikte
und Mitgliederversammlung
Heidelberg, 24. April 2006

Am 24. April 2006 fand am Geographischen Institut der Universität Heidelberg ein Symposium zum Thema „Radikalisierte Religion: Risiken und Raumkonflikte“ mit einer anschließenden Mitgliederversammlung des AK Religionsgeographie statt.

In der Mitgliederversammlung gab sich der Arbeitskreis eine neue Geschäftsordnung, die u.a. vorsieht, dass zukünftig zwischen Vollmitgliedern und assoziierten Mitgliedern des Arbeitskreises unterschieden wird. Während von Vollmitgliedern mindestens eine einschlägige wissenschaftliche Publikation zu einem religionsgeographischen Thema erwartet wird, steht die assoziierte Mitgliedschaft allen Interessierten offen, insbesondere auch Studenten. Alle Mitglieder können an einer neu eingerichteten Mailingliste des Arbeitskreises teilnehmen, über die nicht nur regelmäßig Informationen über religionsgeographische Neuerscheinungen und Projekte verbreitet werden, sondern die auch der Diskussion der Mitglieder untereinander dient. Wer auf diese Mailingliste mit aufgenommen werden möchte, kann sich an edgar.wunder@geog.uni-heidelberg.de wenden.

Zum neuen geschäftsführenden Sprecher des Arbeitskreises wurde Edgar Wunder (Heidelberg) gewählt, zusammen mit Reinhard Henkel (Heidelberg/Zagreb), Gisbert Rinschede (Regensburg) und Thomas Schmitt (Bayreuth) als weiteren Mitgliedern des Sprecherkreises.

Bei dem begleitenden Symposium referierte zunächst der bekannte US-amerikanische Religionsgeograph Roger W. Stump von der State University of New York (SUNY) in Albany zum Thema „Boundaries of Faith: Geographical Perspectives on Religious Fundamentalism“. Stump unterstrich dabei – wie auch schon in seinem im Jahr 2000 veröffentlichten gleichnamigen Buch – die Bedeutung von Kontrollbedürfnissen über Territorien für die Entstehung und Entwicklung fundamentalistischer Bewegungen sowie ihre Konflikte mit der jeweiligen sozialen Umwelt. In einem weiteren Vortrag „The Crusade Against Evil: Millenarian Fundamentalism in the White House“ ging der Theologe Robert Jewett von der Northwestern University in Evanston/Chicago (USA) der Frage nach, inwiefern endzeitliche Prophetien und eine damit verbundene Mobilisierung fundamentalistischer Milieus Einfluss auf den Ausgang von Präsidentschaftswahlen in den USA bzw. auch auf politische Entscheidungen der aktuellen US-Administration hatten und haben. Edgar Wunder berichtete im dritten Vortrag „Begrenzungsversuche radikalisierter Religion: Die Lebensgemeinschaft der „Zwölf Stämme“ und ihr Konflikt mit dem bayerischen Kultusministerium um die Schulpflicht“ über Ergebnisse seiner teilnehmenden Beobachtungen bei einer Religions- und Lebensgemeinschaft, die im Nördlinger Ries einen Gutshof betreibt. Im letzten Vortrag „Islam und Demokratie – Islam und Terrorismus: Positionierungen und Argumentationen islamischer Dachverbände in Deutschland“ schließlich verglich Thomas Schmitt öffentliche Auseinandersetzungen um den Bau von Moscheen in Deutschland im Zeitraum vor und nach dem 11. September 2001.

Fachsitzung Die neuen Tempel der Postmoderne
54. Deutscher Geographentag Bern, 29. September 2003
Leitung: Anton Escher (Mainz) und Reinhard Henkel (Heidelberg/Zagreb)

Folgende Vorträge wurden gehalten:

Ulrich Best (Plymouth): Der „Millennium-Dome“ als Heilsversprechen und Kontrolltechnik

Martin Levison (Monticello): Sport Arena: Fans, Brands, and Tourism

Heike Egner und Beate Ratter (Mainz): Fetische der Natur als mobile Tempel der Postmoderne

Florian Scherz (Erlangen): Drinnen und Draußen: Religöse Selbstverortung in der postmodernen Gesellschaft

Symposium Religion – Kultur – Migration
Geographisches Institut, Universität Mainz, 8./9. November 2002
Organisation und Leitung: Anton Escher (Mainz)

Unter dem Titel „Religion – Kultur – Migration“ diskutierten über 30 Kolleginnen und Kollegen der Geographie, der Religionswissenschaften, der Philosophie, der Archäologie und der Kunstgeschichte über die Zusammenhänge zwischen Wanderung, Glauben und Gesellschaft. Viele Mitglieder des Mainzer Graduiertenkollegs „Raum und Ritual“ hatten den Weg zu der Tagung gefunden.

Folgende Vorträge wurden gehalten:

Wolf-Dietrich Sahr (Curitiba/Brasilien): Der Anker des Glaubens in entankerter Welt – theoretische Überlegungen zur Beziehung von Religion und Migration

Christoph Weick (Mainz): Die Verortung des Paradieses. Zur Rolle eines religiösen Motivsbei der Auswanderung in die Neue Welt

James Jakob Fehr (Potsdam): Die Auswanderung der Mennoniten und der Wandel in ihrem Selbstverständnis

Fouad Ibrahim (Bayreuth): Das koptische Zentrum im Taunus – ein Beispiel religiöser Vitalität der koptischen Diaspora

Tomáš Havlícek (Prag): Migration und Religiosität im tschechischen Grenzraum

Hans Knippenberg (Amsterdam): Islam and Islamic migrants in the Netherlands

Thomas Schmitt (Bayreuth): Moscheen in Deutschland.

Die Vorträge waren durchwegs von interessanten und kontroversen Diskussionen begleitet. Eswurde deutlich, dass bei der Rezeption und Thematisierung von Kultur die Dimension „Religion“ eine tragende Rolle spielt. Insbesondere aufgrund der Verunsicherung und Entwurzelung durch Migration hat das Streben nach Stabilität, die oftmals in der Religion gefunden wird, eine nicht zu unterschätzende Funktion. Ebenso bestand Konsens darin, dass nicht nur in den Ländern der Dritten Welt, sondern auch in Europa die religiöse Orientierung der Menschen an Bedeutung gewinnt. Dieses Phänomen sollte zunehmend auch bei geographischer Forschung berücksichtigt werden. Die Geschäftsführende Leitung des Arbeitskreises geht mit Ablauf des Jahres an Anton Escher (Mainz) über.

Arbeitskreissitzung und Fachsitzung Stadt und Religion
53. Deutscher Geographentag Leipzig, 2. Oktober 2001
Leitung: Gisbert Rinschede (Regensburg) und Anton Escher (Mainz)

Der erste Teil der Sitzung behandelte den jüngeren religiösen Wandel in Städten der westlichen Welt. Reinhard Henkel (Universität Heidelberg) referierte zunächst über „Lebensstile und religiöse Gemeinschaften in deutschen Städten – Untersuchungen am Beispiel von Halle, Hamburg und Heidelberg“. Er stellte dabei heraus, dass es deutliche Anzeichen für eine religiöse Renaissance in den Städten des westlichen Kulturkreises gibt, die vor allem seit dem Zweiten Weltkrieg als Vorreiter von Säkularisierung und Entkirchlichung galten. Hierbei spielt die Religiosität der Immigranten eine bedeutende Rolle. Aber auch viele deutsche freie christliche Gemeinden vor allem charismatischer und evangelikaler Prägung sind in den letzten 20 Jahren entstanden und bilden dabei eine Gegenströmung zur Entkirchlichung weiter Bevölkerungsteile. Der in der englischsprachigen Geographie sehr bekannte Stadt- und Sozialgeograph David Ley (University of British Columbia, Vancouver/Kanada) untersuchte in seinem Vortrag „Settlement practices and identity objectives of German immigrant churches in Canadian cities“. Wie auch andere neuere Immigranten-Kirchengemeinden etwa der Chinesen und Koreaner stellen diese zunächst ein Stück „mitgebrachte Heimat“ dar, stehen aber später unter einem starken Druck, sich an die Gastkultur anzupassen. Wanderungsbewegungen der Mitglieder nach Suburbia und die Frage, welche Sprache in den Gottesdiensten verwendet wird, entscheiden hier über die Zukunft der Gemeinden, die eine große Bedeutung für die Identität der Immigranten und ihre Integration in die Gastgesellschaft haben. Im zweiten Teil der Sitzung stand zunächst an zwei Beispielen die Frage im Mittelpunkt, welche Bedeutung religiöse Vorstellungen für die Stadtstruktur haben. Wolf-Dietrich Sahr (Universität Curitiba/Brasilien) verdeutlichte in seinem Vortrag „Zwischen ´Metaphysik´ und ´Schauspiel’. Transformationen des religiösen Elements im urbanen Raum Curitibas, Brasilien“, dass die Religion im staedtischen Erscheinungsbild und im sozialen Verhalten der Menschen Lateinamerikas eine extrem wichtige Rolle spielt. Am Beispiel dreier herausragender Bauwerke Curitibas wurde postuliert, dass neben der römisch-katholischen Kathedrale auch die baulichen Symbole des „säkularen“ zentralen Platzes vom Ende des 19. Jahrhunderts und des zentrumsnahen postmodernen Shopping-Centers religiös zu interpretieren sind. Joachim Vossen (Universität Regensburg) nahm in seinem Beitrag „Geist und Stadt. Ein Beitrag zur Stadtstruktur Bukarests“ den Wandel der Stadtstruktur ins Blickfeld, den er als Ausdruck der jeweilig herrschenden Geisteshaltung deutete. In der osmanischen Zeit war er charakterisiert durch eine dezentralisierte und polyzentrische Struktur, in der die religiösen Gebäude als eigentliche Zentren den diffusen Raum strukturierten. Die europäische Stadtphase war vor allem von einem starken Drang nach Ordnung und Regulierung geprägt, während der sozialistische Städtebau und der „despotische“ Städtebau unter Ceausescu die städtische Struktur erneut weitreichend veränderte. In der Gegenwart schließlich prägt die „globale Kultur“ die städtischen Leitbilder wieder neu. Beiden Vorträgen lag ein breites, funktionales Verständnis des Phänomens Religion zugrunde. Zum Schluss der Sitzung stellte Florian Scherz (Universität Erlangen-Nürnberg) ein „angewandt-religionsgeographisches“ Thema vor: „Städtische Patchwork-Vorstellungen bewirken den Wandel kirchlicher Raumstrukturen. Geographen beraten Stadtkirchen“. Aufgrund der immer stärker sich ausdifferenzierenden Lebensstile steigt gerade in den städtischen Räumen auch die Zahl unterschiedlicher Lebenssituationen und Glaubensvorstellungen. Die Mitglieder der beiden großen Kirchen in Deutschland werden bisher lediglich gemäß ihrem Wohnsitz einer Pfarrei zugeordnet. Da die Kirche im Zuge der Säkularisierung jedoch ihre Funktion als Stifterin der sozialen Einheit verloren hat, scheitert auch das Territorialprinzip als räumliche Umsetzung dieses Einheitsgedankens zunehmend. Der Referent stellte dann sozialgeographische Überlegungen zur Neuorientierung zur Debatte.

Arbeitskreissitzung und Mitgliederversammlung
53. Deutscher Geographentag Leipzig, 4. Oktober 2001
Leitung: Reinhard Henkel (Heidelberg)

R. Henkel stellte seinen „Atlas der Kirchen und der anderen Religionsgemeinschaften in Deutschland“ vor, der im Mai 2001 im Kohlhammer-Verlag, Stuttgart, erschienen ist. Diese Vorstellung und die Kommentare und Fragen von Prof. Dr. Anton Escher (Mainz) und Prof. Dr. Gisbert Rinschede (Regensburg) dazu gaben Anlass zu einer anregenden Diskussion über die Konzeption eines Religionsatlasses und darüber hinaus über die „religiöse Landschaft“ in Deutschland allgemein.
A. Escher stellte dann das neue Graduiertenkolleg „Raum und Ritual“ an der Universität Mainz vor, an dem die Geographie neben anderen Fächern beteiligt ist.
In der sich anschließenden Mitgliederversammlung des Arbeitskreises wurden zunächst Berichte über die Mitgliederentwicklung gegeben. Obwohl eine offizielle Mitgliedschaft im Arbeitskreis erst in diesem Jahr eingeführt wurde, sind ihm schon 22 Personen beigetreten. Auf einen Bericht über die Tagung des Arbeitskreises am 4./5. Mai 2001 in Regensburg folgte eine Diskussion über die Internetdarstellung des Arbeitskreises.
Die Homepage soll als wichtigstes Kommunikationsmittel weiter ausgebaut werden. Die Planung der nächsten Tagungen des Arbeitskreises ergab folgende Ergebnisse: Am 8./9. November 2002 wird an der Universität Mainz die nächste Tagung unter dem Thema „Religion – Kultur – Migration“ (Vorbereitung und Organisation: A. Escher) durchgeführt. Dazu wird demnächst ein Call for Papers ergehen. Auf dem 54. Deutschen Geographentag vom 28. September bis zum 4. Oktober 2003 in Bern ist eine Fachsitzung zum Thema „Die neuen Tempel der Postmoderne“ vorgesehen. Außerdem soll versucht werden, sich an der Gestaltung von Sitzungen vor allem zum Leitthema C „Mythen und Lebensalltag in Gebirgsräumen“ zu beteiligen.
Bei der Wahl der Sprecher des Arbeitskreises wurden A. Escher, R. Henkel (geschäftsführend) und G. Rinschede in ihren Ämtern bestätigt.

Religion – Kultur – Territorialität
Symposium des Arbeitskreises Religionsgeographie
Institut für Geographie, Universität Regensburg, 4./5. Mai 2001

Die Tagung, die unter der Leitung von Reinhard Henkel (Heidelberg) und  Joachim Vossen (Regensburg) stattfand, wurde von etwa 35 Teilnehmern besucht. Von Referentinnen und Referenten aus Deutschland, Tschechien, den Niederlanden, den USA und Brasilien wurden Vorträge zu den Themenbereichen „Theoretische Aspekte der Religionsgeographie“, „Kulturkontakt und Konflikte“, „Staat und Religion“ und „Religion und Stadt“ präsentiert. Die vorgestellten Inhalte resultierten sowohl aus aktuellen Diplom- und Magisterarbeiten als auch aus Doktorarbeiten und laufenden religionsgeographischen Forschungsprojekten.

R. Henkel referierte in einem einführenden Vortrag zum Thema „Definition von Religion und Religionstheorien – was kann die Religionsgeographie aus der Diskussion in Religionssoziologie und Religionswissenschaft lernen?“ über den gegenwärtigen Stand der Religionsgeographie und präsentierte ergänzend wegweisende „Forschungsstandorte“ der Religionssoziologie, in deren Mittelpunkt Fragestellungen im Bereich der Säkularisierungs-, Individualisierungs- und Markttheorie stehen. Wolf-Dietrich Sahr  (Curitiba/Brasilien) behandelte in seinem Vortrag „Drei Welten zwischen Dies- und Jenseits. Postmoderne Überlegungen zu einer handlungstheoretischen Ausrichtung der Religionsgeographie“ den „cultural turn“, der in den letzten zwei Jahrzehnten in der internationalen Geographie zu erheblichen epistemologischen Verschiebungen geführt hat. Er stellte in diesem Zusammenhang heraus, dass bisher eher randlich behandelte Bereiche wie die „Cultural Geography“ und die Religionsgeographie eine zunehmende Relevanz erhalten. Für die Religionsgeographie unterstrich er dabei die Notwendigkeit, sich einer Neuorientierung unterziehen zu müssen.

Einen weiteren Themenschwerpunkte bildete der Bereich Religionskonflikte und Konfliktforschung, in denen die Thesen Huntingtons einer aktuellen kritischen Überprüfung unterzogen (Hans Knippenberg, Amsterdam: „A clash of religions? Religion, territory and conflict after the Cold War“), religionsgeprägte Weltkulturen vor dem Hintergrund wirtschaftswissenschaftlicher Theorien und Modelle reflektiert (Christian Schwald, München: „Konfuzianistische Kulturkreise und deren ökonomisches Konfliktpotenzial am Beispiel globaler Projektfinanzierungen“) und die Präsenz sakraler Gebäude (Moscheen) im öffentlichen Raum als Problemfeld geographischer Konfliktforschung vorgestellt wurden(Hans-Joachim Büchner, Mainz: „Die Positionierung der Moschee im öffentlichen Raum der deutschen Diaspora“). 

Im Übergangsbereich von Religion zur Ideologie referierten Daniel B. Lee, Penn State University, USA („Manifest Destiny: Religion and the Worldview of White Americans“) über die Bedeutung der Religion für die „Konstruktion des „Weißen Amerika“ sowie Ursula Kuhn, („Nationale Monumente in den USA – Funktion und Bedeutung“) und Juliane Bierschenk („Monument Alley? Sites of Memory im Südwesten der USA“), beide Regensburg, über Funktion und Symbolik von Denkmälern in den USA. Karolin Frank, Hamburg („Die Trennung von Staat und Kirche – Konsequenzen für die Denkmalspflege sakraler Bauten in den USA“) lenkte die Aufmerksamkeit der Tagungsteilnehmer auf das Staat-Kirche-Verhältnis in den USA, das sich deutlich von demjenigen in den europäischen Staaten unterscheidet. Am Beispiel eines bedeutenden Pilgerortes in Mexiko konnte Konrad Tyrakowski, Eichstätt („Die Villa de Guadelupe in Mexiko-Stadt: Zwischen Volksreligiosität und nationaler Symbolik“) die große Bedeutung der Religion im Prozess der Identitätsfindung unterstreichen.

Der dritte Themenblock – „Religion und Stadt“ – enthielt Beiträge von Robert Geipel, München („Qualifikation und Konfession am Beispiel München“), der den Zusammenhang von Konfessionszugehörigkeit und Status am Beispiel von sieben ausgewählten Betrieben (37.000 Mitarbeiter) untersuchte, von Florian Scherz, Erlangen („Raumfragen als Zukunftsfragen: Kirchen als Forschungsobjekte der Religions- und Sozialgeographie“), der sich mit räumlichen Dimensionen kirchlicher Organisationsstrukturen befasste, sowie von Anton Escher, Mainz („Orientalische Stadt oder islamisch gelebte Stadt?“). Tomáš Havlíček, Prag, referierte abschließend über „Heilige Stätten in Prag“ und stellte in diesem Zusammenhang eine Klassifikation nach Haupttypen vor.

In den Referaten und den angeregten Diskussionen kam deutlich zum Ausdruck, dass es einen Nachholbedarf in der (deutschen) Geographie gibt, sich mit dem Thema Religion zu beschäftigen. Weltweit nimmt die Bedeutung der Religion eher zu als ab. Einerseits macht die zunehmende Globalisierung mit den neuen Kommunikationsmöglichkeiten und den weltweiten Migrationen bisher weitgehend auf bestimmte Räume beschränkte Religionen auch in anderen Teilen der Welt bekannt und präsent. Andererseits stellt Westeuropa mit seiner nach wie vor starken Säkularisierung eher die Ausnahme als die Regel dar. Die überwiegend materialistische Sichtweise der Moderne wird in Gesellschaft und Wissenschaft zunehmend abgelöst durch postmoderne Entwicklungen. Es stellt sich heraus, dass Handlungen von Individuen und Gruppen viel stärker durch kulturelle Orientierungen und Weltanschauungen geprägt werden als bisher angenommen. Diese sind aber explizit oder implizit religiös. Die wieder neu ins Blickfeld gekommenen „Kulturen“ als Gegenstand geographischen Forschens sind zu einem großen Teil religiös definiert oder beeinflusst. Aus den kulturell-religiösen Prägungen resultiert eine große Vielfalt von Lebensstilen, die in ihrem Mit-, Neben- oder auch Gegeneinander zu untersuchen ist. Auch innerhalb Deutschlands hat sich die „religiöse Landschaft“ durch Immigration, Säkularisierung und das Aufkommen neuer religiöser Bewegungen verändert.

Neben der wissenschaftlichen Tagung wurde auch ein Workshop über die Zukunft religionsgeographischen wissenschaftlichen Arbeitens durchgeführt. Hier wurde eine formalisierte Mitgliedschaft im Arbeitskreis beschlossen. Ein Mitgliedsbeitrag wird nicht erhoben. Die Adressen und die Arbeitsgebiete der Mitglieder sollen auf die Internetseite des Arbeitskreises gestellt werden, um Kontakte zwischen interessierten Personen zu ermöglichen. Kolleginnen und Kollegen, die an einer Mitgliedschaft interessiert sind, können dies dem Geschäftsführenden Sprecher mitteilen. Insgesamt markierte die Tagung einen kultur- und sozialgeographisch ausgerichteten Neuanfang der Religionsgeographie.

Sitzung des Arbeitskreises Religionsgeographie
52. Deutscher Geographentag Hamburg, 7. Oktober 1999
Leitung: Reinhard Henkel, Heidelberg/Halle a.d. Saale

Der Hauptinhalt dieser Sitzung war die Vorstellung des ersten deutschsprachigen Lehrbuchs der Religionsgeographie, das in der Reihe „Das Geographische Seminar“ bei Westermann erschienen ist, durch den Autor Gisbert Rinschede (Regensburg). Dieser erläuterte das Konzept und die Gliederung des Bandes, wobei er besonders auf die Stellung des Faches im Gebäude der Wissenschaften zwischen Geographie, Religionswissenschaften, Theologie und Sozialwissenschaften und auf die leitenden Fragestellungen einging. Die anschließende Diskussion wurde durch zwei Statements der beiden Co-Sprecher des Arbeitskreises, A. Escher (Mainz) und R. Henkel eingeleitet, die es außerordentlich begrüßten, dass G. Rinschede den Mut gefunden hat, dieses Lehrbuch zu verfassen. Viele der dort angesprochenen Problembereiche, gerade auch aktuelle wie ethnisch-politische Konflikte, Säkularisierung/Zunahme des Fundamentalismus, Bevölkerungswachstum, Umweltzerstörung, Wirtschaftsethik im globalen, regionalen und lokalen Maßstab u.a. haben religiöse bzw. weltanschauliche Hintergründe, zu deren Erhellung religionsgeographische Untersuchungen einen bedeutenden Beitrag leisten können. Anders als etwa das ebenfalls neuere englische Lehrbuch von PARK (1994) beschränkt sich Rinschede nicht darauf, lediglich Fallbeispiel an Fallbeispiel zu reihen, sondern unternimmt wenigstens den Versuch, an denjenigen Stellen, an denen es möglich ist, Regelhaftigkeiten und Gemeinsamkeiten herauszustellen und zu systematisieren. Hierbei muss man sich darüber im Klaren sein, dass die Disziplin Religionsgeographie noch weit davon entfernt ist, auf einem einheitlichen theoretischen Entwurf oder auch mehreren Entwürfen aufbauen zu können oder sich einer einheitlichen Methodik zu bedienen. Die anschließende Diskussion behandelte diese Thematik weiter und kam zu dem Schluss, dass es unbedingt nötig ist, religionsgeographische Fragestellungen stärker als bisher aus dem „Orchideen-Winkel“ herauszuholen und in das Zentrum des humangeographischen  Diskurses einzubringen. In der Soziologie etwa hat das Thema „Religion“ sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene eine viel größere Bedeutung als in der Geographie.

Im zweiten Teil der Sitzung auf dem Geographentag referierte Joachim Vossen (Regensburg) über „Konflikte der Raumnutzung. Die Old Order Amish in Lancaster County, Pennsylvania“. Am Beispiel dieser religiösen Minderheit wurde deutlich, wie die Globalisierung zu einem großen Anpassungsdruck führen kann, dem sich viele Mitglieder dieser Gemeinschaft lediglich durch Abwanderung entziehen können.

Sitzung des Arbeitskreises Religionsgeographiev
51. Deutscher Geographentag Bonn, 9. Oktober 1997
Vorbereitung und Leitung: Reinhard Henkel, Heidelberg/Frankfurt a.M.

Gehaltene Vorträge:

Anton Escher (Mainz): Religionsgemeinschaften des Nahen Ostens in Lateinamerika

Hans Knippenberg (Amsterdam): The rise of non-denominationalism in the Netherlands in its geographical and historical dimensions

Reinhard Henkel: Die räumliche Verbreitung der Religionsgemeinschaften in Deutschland unter besonderer Berücksichtigung der kleineren Kirchen

Sitzung des Arbeitskreises Religionsgeographie
50. Deutscher Geographentag Potsdam, 5. Oktober 1995
Vorbereitung und Leitung: Gisbert Rinschede, Regensburg

Gehaltene Vorträge:

Reinhard Henkel (Heidelberg/Trier): Die weltweite Verbreitung der Religionen und Konfessionen. Kriterien zur Erstellung einer Karte

Wolfgang Weiß (Greifswald): Religionsgemeinschaften in Mecklenburg-Vorpommern

Gisbert Rinschede (Regensburg): Die Wirtschaftsaktivitäten der Mormonen

Religiöse Gruppen in der Alten und Neuen Welt
Symposium des Arbeitskreises Religionsgeographie
Institut für Geographie, Universität Regensburg, 30. Juni – 1. Juli 1995
Leitung: Prof. Dr. Gisbert Rinschede und Dr. Joachim Vossen

Gehaltene Vorträge:

Reinhard Henkel (Heidelberg/Mannheim): Das Christentum in afrikanischen Städten

Friedrich Steinbauer (München): Was glaubt der Pazifik – eine religionsgeographische Bestandsaufnahme

Hermann Radlbeck (Regensburg): Die Raumwirksamkeit einer religiösen Minderheit am Beispiel der christlichen Mission in Chotanagpur (Indien)

Thomas Reichart (Erlangen/Wien): Der Zerfall der Landeskirchen Tansanias in Stammesdiözesen – ein zukunftsträchtiges Etwicklungsmodell?

Sophie Vernicos-Papageorgiou (Paris): Religions, Nationalities, and Territorial Discontinuity: The Case of Romania in 1992

Andrea D. Perterer (Bonn): Der Bruderhof – Modell einer kommunitär-religiöser Lebensform am Beispiel der “Society of Brothers”

Ioan Janoş (Bukarest): Some geographical remarks on the Pentecostal and Baptist Religious Cults in Romania

Christian Tălāngă (Bukarest): Seventh-Day Adventists in Romania

Gisbert Rinschede (Regensburg): Die Ausbreitung der Mormonischen Kirche

Joachim Vossen (Regensburg): Die Old Order Amish – traditionelle Lebensformen in einer modernen Welt

Sitzung des Arbeitskreises Religionsgeographie
49. Deutscher Geographentag Bochum, 7. Oktober 1993
Vorbereitung und Leitung: Gisbert Rinschede (Regensburg)

Gehaltene Vorträge:

Winfried Schenk (Würzburg): Zisterzienserkonvente als Mitgestalter der mitteleuropäischen Kulturlandschaft

Reinhard Henkel (Heidelberg/Greifswald): Religionsgeographische Aspekte rußlanddeutscher Einwanderergruppen in Deutschland

Michael Sauberer (Wien): Religionsgeographische Aspekte der aktuellen räumlichen Entwicklungsproblematik Rumäniens

Gisbert Rinschede: Geographische Aspekte der Fernsehkirchen in den USA

Joachim Vossen (Regensburg): Junge Siedlungsgebiete der Old Order Amish in den USA

Sitzung des Arbeitskreises Religionsgeographie
48. Deutscher Geographentag Basel, 26. September 1991
Vorbereitung und Leitung: Gisbert Rinschede (Regensburg)

Gehaltene Vorträge:

H.-G. Hassel (Mainz): Der Wallfahrtsort Medjugorje, Jugoslawien

S.-E. Carabenci (Eichstätt): Die Wallfahrtsorte Altötting und Einsiedeln – ein kulturgeographischer Vergleich

G. Rinschede: Pilgerzentren in Québec, Kanada

W. Kreisel (Aachen): Religiöse Vorstellungen und Wirtschaftsverhalten im Pazifischen Raum

H.-G. Hassel: Die Kirche in der Stadt

Sitzung des Arbeitskreises Religionsgeographie
47. Deutscher Geographentag Saarbrücken, 2. Oktober 1989
Vorbereitung und Leitung: Gisbert Rinschede (Regensburg)

Gehaltene Vorträge:

Werner Kreisel (Aachen): Die Bedeutung der Geographie der Geisteshaltung für die angewandte Entwicklungspolitik

Reinhard Henkel (Heidelberg): Regionale Variationen der Kirchlichkeit in Deutschland

Gisbert Rinschede: Katholische Pilgerstätten in den USA

Interdisziplinäres Symposium zur Religion/Umwelt-Forschung
Katholische Universität Eichstätt, 5.-8. Mai 1988
Leitung: Gisbert Rinschede (Eichstätt), Manfred Büttner (Bochum) und Kurt Rudolph (Marburg)

Das bisher größte interdisziplinäre und internationale Symposium zur Religionsgeographie in Deutschland versammelte über 50 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus 11 Ländern. Eine größere Anzahl von Vorträgen wurde in den Bänden 5 bis 8 der Schriftenreihe GEOGRAPHIA RELIGIONUM veröffentlicht, weitere in Religion/Umwelt-Forschung im Aufbruch, hrsg. v. M. Büttner (= Abhandlungen zur Geschichte der Geowissenschaften und Religion/Umwelt-Forschung, Band 2), 1989, Bochum: Studienverlag Dr. N. Brockmeyer, Dort ist im Anhang auch das Tagungsprogramm abgedruckt.

Sitzung des Arbeitskreises Religionsgeographie
46. Deutscher Geographentag München, 15. Oktober 1987
Leitung: Gisbert Rinschede (Eichstätt), Manfred Büttner (Bochum) und Angelika Sievers (Vechta)

Gehaltene Vorträge:

H. Bürkle (München): Über das Verhältnis von Religionswissenschaft und Religionsgeographie

L. Hüttl (Köln): Die Zusammenarbeit zwischen Kirchenhistorikern und Geographen am Beispiel der christlichen Wallfahrt

Sitzung des Arbeitskreises Religionsgeographie
45. Deutscher Geographentag Berlin 1985
Leitung: Gisbert Rinschede (Eichstätt), Manfred Büttner (Bochum) und Angelika Sievers (Vechta)

Gehaltene Vorträge:

Hans-Georg Bohle (Göttingen): Politische und ökonomische Aspekte der Religionsgeographie. Das Beispiel mittelalterlicher südindischer Tempelgründungs- und Ritualpolitik

Reinhard Henkel (Heidelberg): Die raumwirksame Tätigkeit christlicher Missionen – das Beispiel Zambia

Gründungssymposium des Arbeitskreises Religionsgeographie
am Rande des 44. Deutschen Geographentags 1983 in Münster

Gehaltene Vorträge:

Manfred Büttner (Bochum): Zur Geschichte und Systematik der Religionsgeographie

Gisbert Rinschede (Eichstätt): Das Pilgerzentrum Lourdes

Angelika Sievers (Vechta): Zur Bedeutung des Pilgertourismus in Sri Lanka

Ulrich Köpf (Tübingen): Die geschichtliche Dimension in der Religionsgeographie. Überlegungen am Beispiel der Geschichte des Christentums

Karl Hoheisel (Bonn): Geographische Umwelt und Religion in der Religionswissenschaft