Am 6. April 2022 fand das Online-Symposium „Religion Matters!“ unter der derzeit kommissarischen Leitung des Arbeitskreises Religionsgeographie von Edgar Wunder (Hannover), Simon Runkel (Jena), Jan Hutta, Matthias Gebauer (beide Bayreuth) und Frank Meyer (Dresden) statt. Es fanden sich deutschsprachige Forschende religionsgeographischer Forschung zusammen, um aktuelle Ansätze und Projekte zu diskutieren. Gleichzeitig stellt diese Veranstaltung einen Neustart des DGFG-Arbeitskreises zur Religionsgeographie dar, nachdem sich Einige aus dem Leitungskreis zurückgezogen haben. Eine Reorganisation des Arbeitskreises ist anvisiert.
Nach einem kurzen Rückblick auf mehr als 40 Jahre Arbeit im AK Religionsgeographie durch Reinhard Henkel (Heidelberg) stellte Tristan Sturm (Belfast) in einer Keynote feministische Überlegungen zur gesellschaftlichen Rolle der Figur der „Prophetin“ in der Geschichte des westlichen Christentums vor, und stellte dabei auch zur Diskussion, inwieweit diese als Agent:innen des Wandels zu konzeptionalisieren seien.
In insgesamt sechs sog. Schlaglichtvorträgen wurden dann aktuelle Projekte präsentiert: Jan Hutta (Bayreuth) richtete den Blick auf die Verbindung zwischen evangelikaler Religiosität und rechter Politik in Brasilien und diskutierte die Bedeutung, die vergeschlechtlichter Subjektivierung in evangelikal geprägten brasilianischen Peripherien zukommt. Stefan van der Hoek (Jena) gab daran anknüpfend einen Einblick in seine Arbeiten zu v.a. pentekostalen brasilianischen Migrationskirchen und -gemeinden in Berlin sowie der Art ihrer Organisation, ihrer Finanzierung und ihres Wirkens. Franziska Sandkühler (Jena) präsentierte ihr Forschungsprojekt zu muslimischen Minderheitenorganisationen in Polen und diskutierte deren Beziehungen untereinander. Edgar Wunder (Hannover) stellte die geplante Kirchenmitgliedschaftsbefragung der EKD in Kooperation mit der katholischen Kirche vor, und ging dabei insbesondere auf methodische Entscheidungen und Auswertungsmöglichkeiten ein. Sungsoo Hong (Jena) diskutierte neue Raumordnungen und gegenwärtige Paradoxien als Herausforderung für religiöse Bildung. Zuletzt präsentierte Simon Runkel (Jena) unter dem Begriff der „Geodizee“ aktuelle Überlegungen zu diskursiven Überschneidungsfeldern zwischen Umwelttheologien und geographischen Debatten rund um das Anthropozän.
Abgerundet wurde das Symposium von einer Diskussion zu organisatorischen und strategischen Entscheidungen und Planungen im AK, die in den kommenden Jahren angesichts des Neustarts relevant werden: Hierbei wurden insbesondere eine geplante Sprecher:innenwahl unter Berücksichtigung von Kriterien der Diversität und eine baldige Präsenz-Arbeitskreistagung Ende 2022 diskutiert. Ebenso wurden perspektivische Handlungsfelder wie bspw. der nationalen und internationalen Vernetzung mit anderen Gesellschaften und Arbeitskreisen umrissen. Der Neustart des AK Religionsgeographie ist somit gelungen, und es wird hiermit auch zu weiterer Beteiligung und Engagement eingeladen. Eine neu aufgesetzte Webseite (www.ak-religionsgeographie.de) soll in der kommenden Zeit kontinuierlich erweitert werden und steht für die Kontaktaufnahme für alle Interessierten im Bereich der geographischen Religionsforschung zur Verfügung.